„sex & more“– Sexualitäten, LGBTQIA+ und Frau*sein im Kontext Gesundheit und Wohnungslosigkeit

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Unter dem Titel „sex & more“ – Sexualitäten, LGBTQIA+ und Frau*sein im Kontext Gesundheit und Wohnungslosigkeit fand am Dienstag den 15.6. das 25. Jubiläumstreffen der Plattform Gesundheit und Wohnungslosigkeit statt. An dem Zoom-Treffen haben insgesamt 100 Personen* teilgenommen und gemäß der Rückmeldungen am Ende des Treffens war die Jubiläumsausgabe ein großer Erfolg.

Nach einleitenden Worten von Romeo Bissuti, Leiter des Männergesundheitszentrums MEN und Teil des Plattformteams, eröffnete Sophie König von der Beratungsstelle COURAGE mit ihrem Input die Veranstaltung. COURAGE ist die erste anerkannte geförderte Familienberatungsstelle für LGBTQIA+-Personen und ihren Angehörigen und bietet kostenlose, anonyme und professionelle Beratung in fünf Städten in Österreich an. Nach einem Einblick in die Tätigkeit der COURAGE stellte Sophie König das Konzept einer queeren WG vor und unterstrich die Notwendigkeit einer solchen WG: einerseits mit den potentiellen negativen Folgen ohne sozialpädagogischer Betreuung und andererseits mit dem Nutzen und den Zielen einer bedarfsorientierten und adäquaten Betreuung und Begleitung.

Hier finden Sie die Aufzeichnung des Inputs von Sophie König.

Die dazugehörigen Folien können sie hier nachlesen.

Im Anschluss daran berichtete Robbie Stakelum (Referent bei FEANTSA, zuständig für die Bereiche Wohnungslosigkeit und LGBTIQ+ Identität sowie junge Obdachlosigkeit, Verantwortlicher bei FEANTSA für die Zusammenarbeit mit Städten und Koordinator der jährlichen FEANTSA Konferenz) über die Tätigkeit der FEANTSA – European Federation of National Organisations Working with the Homeless. Er nennt drei Herausforderungen im Zusammenhang mit LGBTIQIA+ und Wohnungslosigkeit. Erstens die versteckte Wohnungslosigkeit, zweitens die institutionelle Unsichtbarmachung durch eine rein binäre Zuordnung und drittens Homophobie und transphobe Einstellungen. Wichtige Schritte seien, sichere Plätze zu schaffen, die Verwendung von Pronomen er/ihm und sie/ihr sowie eine Datensammlung anhand geeigneter Fragen. Außerdem seien Trainings und Schulungen wichtige Bausteine um Bewusstsein zu schaffen.

Hier finden Sie die Aufzeichnung zu seinem Vortrag und die zugehörigen Folien.

Den dritten Vortrag gestaltete Alena Mach von der Volkshilfe. Sie schilderte ihre Erfragungen des NORD_Licht Tageszentrums und des Notquartiers aus den letzten 3,5 Jahren für nichtanspruchsberechtigte wohnungs- und obdachlose Trans*/Inter* und Nichtbinäre Personen. Bei einer Bedarfserhebung und Auswertung der Personen*, die seit 2017 diese Angebote genutzt haben, wurde u.a. erhoben warum die jeweilige Person die Einrichtung wieder verlassen hat. Die Einstellung der Mitarbeiter*innen seien sehr offen und positiv und der Wunsch nach Fortbildung in dem Bereich Trans*/Inter* und Nichtbinäre Personen sei groß, jedoch die Grundhaltung der anderen Nutzer*innen und Bewohner*innen in der Einrichtung oft ablehnend und diskriminierend.   

Ausführlichere Informationen finden Sie in der Aufzeichnung ihres Beitrages.

Seit Jänner 2021 gibt es innerhalb der Wohnungslosenhilfe Wien regelmäßig stattfindende Vernetzungstreffen zum Thema queerer Wohnungslosigkeit. Bislang fanden die Treffen online statt, ab Herbst voraussichtlich auch wieder persönlich. Die Treffen sind vorwiegend zum Austausch und zur Vernetzung da, aber auch außenstehende Expert*innen werden eingeladen.
Wer Interesse hat, schreibt bitte eine E-Mail an Barbara Erhard: Barbara.erhard@caritas-wien.at.

Nach einer Pause und einem aktivierenden Bewegungsinput berichtete Maja Markanovic-Riedl, Leiterin vom Haus Miriam (Caritas) in ihrem Vortrag zum Thema „Menstruation und Obdachlosigkeit“ von einem äußerst erfolgreichen Spendenaufruf bei dem Binden und Tampons, bei der auch saubere Unterwäsche für Frauen und Mädchen gesammelt wurde. Seit bald einem Jahr gibt es nun am Hauptbahnhof die gratis Box, wo Frauenhygieneartikel zur Verfügung stehen. Sie zeigte aber auch offenen Bedarf auf, wie zum Beispiel mehr kostenlose Toiletten und Waschmöglichkeiten. Auch Aufklärungsarbeit sei noch zu leisten, etwa bei den Betroffenen selbst, wo sie zum Beispiel kostenlos Wechselwäsche oder Hygieneartikel bekommen. Generell sei das Thema noch sehr schambesetzt und tabuisiert.

Neben der Box am Hauptbahnhof, werden in anderen Institutionen wie zum Beispiel im FrauenWohnZimmer und im Obdach Ester ebenfalls Frauenhygieneartikel kostenlos zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen finden Sie in der Aufzeichnung ihres Vortrages.

Im Anschluss berichtete Julia Lißewski von ihrer Tätigkeit bei SOPHIE BeratungsZentrum für Sexarbeiterinnen*. Sie schilderte die vielfältigen Aufgaben des multiprofessionellen und mehrsprachigen Teams. Die Aufgaben reichen von Beratung bei Fremdenrecht und Berufs- und Weiterbildungsberatung für Sexarbeiterinnen* bis hin zu Streetwork in Wien, Niederösterreich und Burgenland. Außerdem werden bei SOPHIE Workshops angeboten, sowie ein Lehrgang für Sexualbegleitung und Sexualassistenz. Das Corona Jahr sei speziell auch für die Berufsgruppe der Sexarbeiterinnen* schwer gewesen, da sie ihrer Tätigkeit nicht nachgehen konnten bzw. die Arbeitsbedingungen prekärer wurden und dies teilweise weiterreichende Folgen hatte.

Hier finden die Aufzeichnung, sowie die Folien von Ihrem Input.

Den Abschluss der Vortragsreihe gestaltete Georg Preitler (Sucht- und Drogenkoordination Wien) gemeinsam mit Tom Baumgartner (Aids Hilfe Wien) mit einem Vortrag zu dem Thema Chemsex Netzwerk Wien. Die Einführung in das Thema beinhaltete einer Begriffsdefinition, wonach es hier um den Konsum psychoaktiver Substanzen im sexuellen Kontext geht. Es gäbe keine einheitliche Definition, am häufigsten werde unter Chemsex der Konsum ganz bestimmter Substanzen, vorwiegend GHB/GBL, Methamphetamin, Mephedron und Ketamin, verstanden und stehe in Zusammenhang mit Männern, die Sex mit Männern haben. Danach stellten sie das Chemsex Netzwerk Wien vor, eine Website mit ausführlichen Informationen und Hilfsangeboten für Unser*innen, Angehörigen aber auch Profesionist*innen. Das Netzwerk wurde 2018 in Zusammenarbeit mit vielen Organisationen aus dem Gesundheitsbereich ins Leben gerufen.

Hier finden Sie die Folien sowie die Aufzeichnung zu dem Vortrag. 

Das Plattform-Team freut sich auf das nächste Plattformtreffen und wünscht Ihnen Gesundheit und weiterhin alles Gute!



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