arm & krank & anspruchslos? Medizinische Versorgung für nicht – versicherte wohnungslose EU-BürgerInnen

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Das 8. Treffen der Wiener Plattform Gesundheit und Wohnungslosigkeit fand am 22.Oktober 2012 im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, 1020 Wien, statt. Eine Arbeitsgruppe, die sich im Rahmen der Plattform zum Thema Gesundheitsversorgung nicht-versicherter EU-BürgerInnen in Wien gebildet hatte, organisierte und gestaltete das Treffen. Es kamen 106 Interessierte, um sich über das Thema Nicht-Versicherte in Wien Informationen und Impulse für den eigenen Arbeitsalltag zu holen. Schwerpunkte beim Treffen waren die Darstellung der rechtlichen Lage von nicht versicherten EU BürgerInnen, Erfahrungsberichte und eine Podiumsdiskussion.

Nach einer kurzen Begrüßung der Arbeitsgruppe führten Frau Krynska und Frau Kruzliakova vom Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen ins Thema ein. Sie betonten, dass der Anspruch auf Mindestsicherung für nicht versicherte EU BürgerInnen erst nach fünf Jahren in Österreich entsteht. Insgesamt ist die rechtliche Materie für die nicht Versicherten sehr komplex. Laufend wurden in den letzten Jahren Gesetze angepasst. Das Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen steht Hilfesuchenden mit kompetenten ExpertInnen zur Verfügung.

Die Einrichtungen SAM 2, Gruft 2 und die Tuberkulosestelle der MA 15 schilderten ihre Erfahrungen in der Beratung und Betreuung nicht-versicherter Frauen und Männer aus den neuen EU-Ländern. Im Vordergrund stand der Bezug zu Fragen der Wohnungslosigkeit.

Im Anschluss an die Vorträge wurden Fragen aus dem Plenum gesammelt, die im Rahmen einer Podiumsdiskussion beantwortet und diskutiert wurden. Aufs Podium gebeten wurden: Carina Spak von AmberMed, Reinhard Pichler vom Krankenhaus Barmherzige Brüder, Livia Mutsch vom NeunerHaus, Hans Georg Wächter, Tageszentrum St.Josef der Caritas Wien sowie Frau Iwona Krynska und Marianna Kruzliakova vom Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen.

Aus den Vorträgen und aus der Podiumsdiskussion war auch deutlich zu entnehmen wo die größten Probleme derzeit liegen. Da sind zunächst die sehr unterschiedlichen Systeme der Versorgung von Nichtanspruchsberechtigten in den EU Ländern. Einheitliche Gesetzgebungen und einheitliche Versorgungssysteme würden die Situation in Österreich wesentlich entschärfen. Weiters wurde die besondere Not bei der Versorgung mit Schlafplätzen diskutiert. Die ExpertInnen schätzten, dass ca. 1.000 Menschen in Wien derzeit ohne Wohnung und auf die Hilfsorganisationen angewiesen sind.

Es werden am Podium dringende Reformen bei der Finanzierung der medizinischen Versorgung der nicht Versicherten gefordert, wobei hier auch auf Initiativen auf EU Ebene hingewiesen wurde. Menschenhandel, Schwangerschafts-Abbruch, Rückkehrberatung, Psychotherapie für nicht Versicherte, Lobbying auf EU Ebene, Finanzierung durch Härtefonds waren weitere Themen, die beim Plattformtreffen diskutiert wurden.

Insgesamt wurde beim 8. Plattformtreffen unterstrichen, wie wichtig bei all diesen Themen Vernetzung ist.

Weitere Informationen unter www.barmherzige-brueder.at



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